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Glossar

 

Diese Liste mit Begriffen, die dem Athospilger häufig begegnen, wird nach und nach vervollständigt. Obwohl ich um Genauigkeit bemüht bin, wird sich wohl die eine oder andere Unrichtigkeit nicht vermeiden lassen; deshalb bitte ich den Leser um Nachsicht und wäre um ggf. notwendige Richtigstellungen via E-Mail  dankbar!

Die Übertragung des Griechischen in unsere Sprache ist nicht ohne Kompromisse möglich. Ich war bemüht, diese so zuvorzunehmen, daß sie der heutigen griechischen Aussprache möglichst nahe kommt. Unsere sog. "alt"-griechische Aussprache, die Erasmus von Rotterdam (1466? - 1536) einführte, nimmt, wenn überhaupt, Bezug auf das Griechisch der Antike und klingt dem modernen Griechen völlig fremd in den Ohren.

Meine zwei wichtigsten Nachschlagewerke waren: Menge-Güthling, Langenscheidts Großwörterbuch Altgriechisch-Deutsch, 28. Auflage, Berlin 1994 und (vor allem): G. Babiniotis, Lexiko Tis Neas Ellinikis Glossas, 2. Auflage, Athen 2002.

Abkürzungen: agr. - altgriechisch,  E. - Etymologie; f - feminin, gspr. - gesprochen, m - maskulin, n - neutrum, ngr. - neugriechisch, pl - Plural

 

 

 

 

 

 
 

Antiprósopos, m

pl. antiprósopi; "Abgeordneter" eines der 20 Großklöster in der > Ierá kinótis, dem Parlament des Athos. Sie werden Anfang Januar für ein Jahr gewählt, eine Wiederwahl ist möglich.

 
 

 

 

 
 

Arsanás, m

eigentl. "tarsanás"; pl. "(t)arsanádes"; Ety. von arab. "dar as-sinah" (=Haus des Schiffsbau) über venezianisch "darsana" (ital. "darséna" = das Hafenbecken) ins türkische "tersane"; davon abgeleitet unser Wort "Arsenal" = Zeughaus; 1. Anlegestelle für kleine Schiffe; 2. auf dem Athos der zu jedem Kloster gehörende Hafen mit ehemals z. T. ausgedehnten Wohn- und Stallanlagen sowie einer Kapelle und gelegentlich mit einem Wehrturm. Seit der Waren- und Personenverkehr nicht mehr auf die arbeits- und personalintensiven Mulikarawanen angewiesen ist, sind die Anlagen mehr und mehr verwaist und dienen nur noch als Anlegestelle und Umsteigepunkt vom Schiff in ein Kfz. Einzig die Anlegestelle von Daphni hat das Vorrecht, sich "limáni" = Hafen zu nennen.

 
 

 

 

 
  Archondaríki, n auch: archondaríkion oder archondareíon; Gästetrakt in einem Kloster; Ety. ursprünglich der Raum im byzantinischen Kaiserpalast, wo der Kaiser die Adeligen (die "Archonten") empfing;  
       
  Archondáris, m pl. archondárides;  Gastmönch, der die Besucher und Pilger betreut; zur. Ety. siehe: Archondaríki  
       
 

Autokrátor, m

 ngr. autokrátoras, gespr. aftokrator; unumschränkter Alleinherrscher, Diktator, Kaiser

 
 

 

 

 
 

Basileús, m

 ngr. basiliás, gspr. vasilévs, vasiliás; König, Fürst, Gebieter; in Persien: Ehrentitel der Großkönige; in Athen: Titel des zweiten Archonten, der die Aufsicht über die Gottesdienste hatte und die Strafprozesse leitete; im frühesten Christentum: Titel für Christus in bewußter Abgrenzung zu den weltlichen Königen.

 
 

 

 

 
 

Christós anésti

"Christus ist auferstanden!" Gruß während der Osterzeit; der so Gegrüßte antwortet mit "alithós anésti" - "Er ist wahrhaft auferstanden!"

 
 

 

 

 
 

Diamonitírion, n

agr. "Verweildauer"; seit 1871 im Neugriechischen für die von der Iera Epistasía des Hl. Berges Athos bewilligte  Aufenthaltserlaubnis; Das ehemals von allen vier Epistaten mit je einem Viertel des Siegels gestempelte und im Regierungsgebäude zu Karyes ausgegebene D. ist heute praktischerweise im Pilgerbüro in Ouranoúpolis erhältlich, so daß der Besucher an jeder beliebigen Anlegestelle das Schiff verlassen kann und nicht mehr gezwungen ist, zuerst den Weg nach Karyés hinauf zu machen. Die zu entrichtende Gebühr für die Ausstellung nahm in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung: Kostete es 1988 noch 1000 Drachmen, also nach heutigem Kurs ca. 2,90 €, müssen nun 35 € dafür bezahlt werden, wobei griechische Pilger mit 20 € einen deutlich niedrigeren Betrag zu entrichten haben. Wenn nicht gerade große Feiertage anstehen, die große Besucherströme erwarten lassen, wird das auf vier Tage (drei Übernachtungen!) befristete D. in der Regel problemlos um weitere vier (oder auch mehr) Tage verlängert, ohne daß zusätzliche Gebühren anfallen.

 
 

 

 

 
 

Dikaíos,m

E. in Anlehnung an "to díkaio(v)" - das Recht und "díkaios" - gerecht; der Begriff existiert nur auf dem Athos und bezeichnet den Vorsteher einer >Skiti.

 
 

 

 

 
  Eleoúsa

ngr. eleó = ich habe Erbarmen; best. Typ einer Muttergottesikone mit Kind, bei dem die Gottesgebärerin mit der Hand, häufig mit der linken, auf das Kind weist und diesem den Kopf zuneigt, während ihr liebevoller Blick in die Ferne entrückt scheint. Die E. ist wahrscheinlich eine Weiterentwicklung der >Odigítria.

 
       
  Éndyma, n "Kleidung"; russisch: "risa"; Edelmetallverkleidung zum Schutz einer Ikone, die die Strukturen des Bildes reliefartig nachbildet und vom eigentlichen Bild nur das Gesicht und gelegentlich die Hände freiläßt; das E. ist häufig mit Edelsteinen verziert und besonders bei wundertätigen Ikonen mit Votivgaben (Münzen, Uhren, Schmuck) behängt.  
       
  Evlogíte!

Imperativ von ngr. evlogó (=segnen), also "Segnen Sie mich!" Grußformel auf dem Athos; der so Gegrüßte antwortet mit "O Kyrios!", also "Der Herr (möge Sie segnen!)" Die üblichen weltlichen neugriechischen Grußformeln (Ja sas! Chairete! usw.) sind Mönchen gegenüber unangebracht, sie gelten nicht als schicklich.

 
       
  Geróndas, m ngr. der Alte, der Greis; im klerikalen Bereich Ehrentitel des Abtes eines Klosters, des Vorstehers einer Skiti oder eines Kellions; wird generell auch als bes. höfliche Anrede (Vokativ = "Geronda!") einem jeden Mönch gegenüber verwendet, unabhängig von seinem tatsächlichen Alter.  
       
  Hodigítria > Odigítria  
       
 

Ierá Epistasía, f

  

"Heilige Aufsicht"; sie ist die Exekutive auf dem Athos und setzt sich aus einem Viererrat zusammen, dessen Vorsitzender, der Protepistátis (kurz: Prótos), als Athospräsident auch der Ierá kinótis vorsteht. Seine Amtszeit dauert jeweils vom 1. Juni eines Jahres bis zum 31. Mai.

 
 

 

 

 
 

Ierá Kinótis, f

 

 

 

"Heilige Gemeinschaft"; Sie ist die Legislative auf dem Athos und setzt sich aus den 20 Abgeordneten  (>Antiprósopos) zusammen, die von den 20 Großklöstern entsandt werden. Sie tagt montags, mittwochs und freitags. Die I. K. kann nicht in die inneren Angelegenheiten eines Klosters eingreifen, ist überhaupt in ihren aktiven Gesetzgebungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt und haupsächlich mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt. Sie ist die Verbindungsstelle des Athos zum Patriarchat in Konstantinopel und zur griechischen Regierung. Letztere ist auf dem Athos durch einen sog. Gouverneur präsent, dem auch die weltlichen Polizisten unterstehen.

 
 

 

 

 
  Kafedáki, n pl. kafedákia; im Ngr. Diminuitiv von "o kafés" - der Kaffee; E. vom arab. "qahwah" über das türk. "kahve" in alle europ. Sprachen übernommen; Das in speziellen kupfernen Kännchen mit Wasser aufgekochte Kaffeepulver wird ungefiltert in kleine Täßchen gegossen; es ist in dieser Form über den ganzen Balkan verbreitet. Dem Athospilger wird der K. zusammen mit >Loukoúmi, einem Glas Wasser und >Tsípouro bei der Ankunft im Kloster serviert.  
       
  Kélliov, n

E. aus dem mittelgriechischen "Kellíon"; pl. kéllia; auf dem Athos einzelnes Haus oder Gehöft, das von einem Mönch oder einer kleinen Mönchsgemeinschaft bewohnt wird. Mehrere Kellien können zusammen ein Mönchsdorf (>Skiti) bilden oder einzeln in der Landschaft liegen. Im letzteren Fall gehören oft ausgedehnte Gemüse-, Obst- und Olivengärten zum Wohngebäude dazu, durch die der/die Mönch/e den Lebensunterhalt (mit-)bestreiten. Eigentlicher Besitzer eines Kellions ist eines der 20 Großklöster, auf dessen Grund das Kellion (in der Regel!) liegt. Es wird einem Mönch, der sich durch sein Klosterleben würdig erwiesen hat, nach Antrag auf Lebenszeit überlassen. Nach seinem Tode fällt es an das Mutterkloster zurück oder wird von einem anderen Mönch aus der Gemeinschaft des Kellions weitergeführt.

 
       
 

Konáki, n                            

 

pl. Konákia; E. aus dem Türkischen "konak"; ngr. Quartier, Wohnung; z.. Zt. der Türkenherrschaft Amtssitz eines türkischen Präfekten; heute auf dem Athos die 19 Kellien in Karyes, in denen der jeweilige Vertreter (>Antiprósopos) eines Klosters in der Ierá Kinótis wohnt. Das Kloster Koutloumousiou hat wegen seiner Nähe zu Karyes kein extra Konáki. Da die Vertreter der Klöster im Athosparlament heute jederzeit mit dem Auto zu den Sitzungen anreisen können, sind die Konáki nicht mehr ständig bewohnt.

 
 

 

 

 
 

Limáni, n

E. von türk. "liman"; Hafen; s. "Arsanás"

 
 

 

 

 
 

Líti, f

E. aus dem ionischen "líssomai" = anflehen; 1. Eigenständiger, kleiner Fürbitt-Gottesdienst, der bei Nachtwachen während des Esperinos vor großen Feiertagen gesungen wird. Die Zelebranten und Gläubigen ziehen dabei in einer Prozession vom Naos in den Narthex, was die Vertreibung aus dem Paradies symbolisiert. Beginnend mit dem Gebet "Rette o Herr dein Volk..." werden vom Diakon zahlreiche Fürbitten gesungen, auf die der Chor mit jeweils 4 x 10 antiphonisch gesungenen "Kyrie eleison" antwortet. 2. Bezeichnung für den Raum (Narthex) in dem der gleichnamige Gottesdienst gesungen wird.

 
 

 

 

 
  Loukoúmi, n

E. vom arabischen "holqum" aus dem Türkischen übernommen. Geleeartige Würfel aus eingedicktem Sirup auf Basis von Maisstärke, mit Farb- und Aromastoffen versehen, gelegentlich auch mit getrockneten Früchten; ausgiebig mit Puderzucker bestreut; Das L. wird dem Pilger zusammen mit einem >Kafedáki, einem Glas Wasser und >Tsípouro bei der Ankunft in einem Kloster vom >Archondáris serviert.

 
       
 

Mástix, m

ngr. mastícha, m; Harz der v. a. auf Chios wachsenden rotblütigen Mastixpistazie Pistacia lentiscus; wird zusammen mit Anis zum Würzen des >Tsipouro verwendet. War auch ein Vorläufer unseres Kaugummis; vgl. hierzu die Figur der Giousoufaki in Nikos Kazantzakis' Roman "Griechische Passion" (gr. "O Christós xanastavrónetai")

 
 

 

 

 
  Metóchio, n

auch: Metóchi, Metóchion, pl. Metóchia; Landgut, Gehöft, das zu einem Kloster gehört, aber außerhalb des eigentlichen Klostergebietes liegt. Es wird von Mönchen und/oder zivilen Arbeitern bestellt. Die Metóchien sicherten den Mutterklöstern die wirtschaftliche Unabhängigkeit. In der Folge der Kleinasiatischen Katastrophe (s. Reiseberichte und Aufsätze: Ouranoupolis) wurden die meisten der Metochien enteignet, um Lebensraum und Erwerbsmöglichkeiten für die Flüchtlinge zu schaffen - nicht zuletzt ein Grund dafür, daß die Klöster heute durch Abholzung und Vermarktung der Wälder auf dem Athos Geld verdienen müssen. Die slawischen Athosklöster hatten auch Metochien in ihren Heimatländern. Bild 1   Bild 2

 
       
  Odigítria, f "die Wegweiserin"; best. Typ einer Muttergottesikone mit Kind; die in aufrechter Haltung dargestellte Gottesgebärerin richtet ihren eher strengen Blick direkt auf den Betrachter während ihre freie (häufig: rechte) Hand auf das im andern Arm gehaltene Jesuskind weist, das von sich sagen wird:  "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.  s. a. "Eleoúsa"  
       
 

Panagía, f

auch: Panagiá; gspr. "panajía" 1. die Allheilige; einer der zahlreichen Ehrennamen der Gottesmutter 2. Kapelle mit Übernachtungsraum ca. 500 m unterhalb des Athosgipfels 3. Winziges Brotstückchen, das sich die Anwesenden an Feiertagen am Ende eines Festmahles von einer Brotscheibe abknipsen, die ein Mönch von einem zum andern trägt, und dann zu Ehren der Gottesmutter verzehren.

 
 

 

 

 
 

Símandron, n

ngr.eigentlich geschrieben "Símantro", doch wegen der Buchstabenverbindung "nt" immer gspr. "Símandro"; E. von "simaíno" = ich gebe ein Zeichen; ca. 160 - 180 cm langes und ca. 10 cm breites Brett, in seiner Mitte soweit verjüngt, daß es mit der Hand umfaßt und (durch das Kloster) getragen werden kann. Mit einem hölzernen Klöppel rhythmisch angeschlagen, werden damit Mönche und Pilger zu den Gottesdiensten gerufen; in größerer Ausführung wird es dauerhaft hängend befestigt; auch in Form eines gebogenen Stück Eisens oder in Triangelform. Der biblische Hintergrund glaube ich ist die alttestamentarische Erzählung von Noah. Auf eine Schiffsplanke schlagend ruft er Mensch und Tier in seine Arche.

 
 

 

 

 
 

Skíti, f

E. "Skitis" (= Ortsname in Ägypten); Dorfartige Mönchssiedlung (z. B. Nea Skiti) oder auch herkömmliche Klosteranlage (z. B. Skíti Timíou Prodrómou); in beiden Fällen jedoch in Abhängigkeit von einem der 20 Großklöster, also ohne eigenen Sitz in der Ierá Kinótis. Einer Skíti steht auch kein Igoúmenos vor, sondern ein >Dikaíos. In den dorfähnlichen Skiten lebt noch die idiorrhythmische Lebensform weiter, d. h. die Mönche treffen sich nur zur gemeinsamen sonntäglichen Liturgiefeier, folgen ansonsten aber ihrem eigenen, selbstbestimmten Tagesablauf (Essen, Arbeiten, Stundengebete, Beherbergung von Pilgern). Die Hauptkirche einer Skíti heißt im Gegensatz zum Katholikón eines Großklosters "Kyriakón". Ein belegbarer Zusammenhang des Wortes mit "Askese", wie ich schon gehört habe, ist nicht nachweisbar.

 
 

 

 

 
 

Tsípouro, n

E. türkisch "sapre" oder hebr. "sekar"; aus Traubentrebern gebrannter Schnaps mit ca. 40 Vol. %, gewürzt mit Anis und >Mastix; getrunken wird er meist mit Wasser verdünnt, wodurch er eine milchige Farbe annimmt; je nach Rezeptur und Qualität des Brandes sehr unterschiedlich im Geschmack, wird zusammen mit einem >kafedaki, >loukoumi und Wasser dem Pilger bei Ankunft im Kloster zur Begrüßung serviert

 

 
 

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